…trotzdem Ja zum Leben sagen
Gleich zu Beginn möchten wir Viktor Frankl persönlich zu Wort kommen lassen. Mögen seine Gedanken Orientierung geben und Perspektiven aufzeigen ein „…trotzdem Ja zum Leben“ zu wagen.
Quelle: ORF-Sendung vom 13.03.1994 , Prod.Nr. 94/F07
Viktor Frankl - Leben & Lehre
Univ. Prof. DDr. Viktor Emil Frankl
(1905 – 1997)
Neurologe und Psychiater
Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse
Autor von „… trotzdem Ja zum Leben sagen“
29 Ehrendoktorate an Universitäten im In- und
Ausland
26.03.1905: Viktor Frankl wird in Wien geboren
1915 - 1923: In der Gymnasialzeit beschäftigt er sich mit den Naturphilosophen und der Angewandten Psychologie
1921: Erster Vortrag: "Über den Sinn des Lebens"
1923: Maturaarbeit zum Thema: "Zur Psychologie des philosophischen Denkens"; Korrespondenz mit Sigmund Freud
1925: Sein Aufsatz "Psychotherapie und Weltanschauung" wird in der "Internationalen Zeitschrift für Individualpsychologie" publiziert. Er bemüht sich um die Aufhellung des Grenzgebietes zwischen Psychotherapie und Philosophie unter besonderer Berücksichtigung der Sinn- und Wertproblematik, was zum lebenslangen Leitmotiv seiner Arbeit wird
1927: Ausschluss aus dem Verein für Individualpsychologie von Alfred Adler
1928 – 1929: Als junger Medizinstudent organisiert er Beratungsstellen für arbeitslose Jugendliche (Sonderaktion 1931 zur Zeit der Zeugnisverteilung, woraufhin in Wien seit vielen Jahren erstmalig kein einziger Schülerselbstmord zu verzeichnen ist)
1931 – 1932: Facharztausbildung in Neurologie und Psychiatrie
1933 – 1937: Im Psychiatrischen Krankenhaus der Stadt Wien sammelt er Erfahrungen in der Betreuung schwerst depressiver Patientinnen – viele von ihnen nach einem Selbstmordversuch
1937: Eröffnung seiner Privatpraxis, die er auf Anordnung kurze Zeit später schließen muss
1938: Einmarsch Hitlers in Österreich
1939: Er lässt sein Visum zur Ausreise nach Amerika verfallen, um bei seinen Eltern in Wien zu bleiben
1940 – 1942: Leitung der Neurologischen Station am Rothschild-Spital, wo er das Euthanasiegesetz sabotiert
1941: Er heiratet seine erste Frau, Tilly Grosser
1942 - 1945: Er und seine Familie (bis auf seine Schwester) werden ins Konzentrationslager deportiert Am 27. April 1945 wird er von US-Truppen befreit
1946: Seine ersten Bücher widmet er den toten Verwandten (seinen Eltern, seiner jungen Frau und seinem Bruder). Innerhalb von neun Tagen schreibt er das Buch „…trotzdem Ja zum Leben sagen. Er habilitiert sich mit der „Ärztlichen Seelsorge“ und wird Vorstand der Neurologie an der Allgemeinen Wiener Poliklinik
1947: Heirat mit Eleonore Schwindt, im Dezember wird seine Tochter Gabriele geboren. Weitere Buchveröffentlichungen folgen
1948: Dissertation in Philosophie zum Thema: "DER UNBEWUSSTE GOTT"
1955: Professur an der Wiener Universität, Gastprofessur an Universitäten im In- und Ausland (Harvard University in Cambridge/USA, Southern Methodist Universität in Dallas/USA, Duquesne Universität in Pittsburgh/USA)
1970: In San Diego/Kalifornien wird an der "United States International University" eine Professur für Logotherapie geschaffen und das erste Logotherapie-Institut der Welt gegründet
1988: Anlässlich des Gedenktages zum 50. Jahrestag des Einmarschs von Hitler in Österreich hält er auf dem Wiener Rathausplatz eine Rede, in der er sich gegen die Kollektivschuld ausspricht
02.09.1997: Viktor Frankl stirbt an Herzversagen
QUELLE: Viktor Frankl Institut Wien
Logotherapie und Existenzanalyse
Somatische/körperliche Dimension
- das organische Zellgeschehen
- die biologisch-physiologischen
Körperfunktionen
- die chemischen und physikalischen Prozesse
Psychische Dimension
Emotionen (Gestimmtheit, alle (Trieb-)Gefühle, Begierden, Instinkte, Affekte)
Kognitionen (Intellektuelle Begabungen, erworbene Verhaltensmuster, soziale Prägungen)
Noetische/geistige Dimension
- freie Stellungnahme zu Leiblichkeit und
Befindlichkeit
- eigenständige Willensentscheidung
- Humor
- sachliches und künstlerisches Interesse
- schöpferisches Gestalten
- Religiosität/Spiritualität
- ethisches Empfinden (Gewissen)
- Wertesensibilität
- Sinn-Strebung
- Liebe
Nous (geistige Dimension)
Die Geistbegabung des Menschen drückt sich aus in seiner Sehnsucht nach Sinn-Erfüllung
Logos (Sinn: wertvolle Möglichkeiten vorfindlich in der Welt)
Die einmalige und einzigartige Person will je Situation den einmaligen und einzigartigen Sinn erfüllen. Sie will je konkreter Situation die wertvollste Möglichkeit verwirklichen.
Bei Wahrnehmung eines entsprechenden Sinn-Anrufs vermag der Mensch über körperliche und psychische Barrieren zu „springen“ – weil es ihm wert ist, weil es in sich und an sich gut ist, weil es not-wendend ist.
Freiheit des Willens:
„Der Mensch ist nicht frei von seinen schicksal-haften Bedingungen, aber frei zu diesen Bedingungen Stellung zu nehmen.“
(Viktor Frankl)
Wille zum Sinn
„Der Sinn ist der Wächter der Qualität unseres Handelns.“ (Viktor Frankl)
Sinn des Lebens
„Das Leben hat unter allen Umständen Sinn; sei es durch Gestalten einer Situation oder im tapferen Ertragen des Unabänderlichen!“
(Viktor Frankl)